Willkommen in der “Sprechenden Stadt”

Es sind 25 Grad im Schatten, der Schweiß tropft einem vom Gesicht, die angenehme Brise des Meeres weht das Haar durcheinander, leise spielt “White Christmas” von Bing Crosby aus den Lautsprechern. Das ist Weihnachten in Peru.

Wir haben einige Länder auf unserer Reiseliste, aber Peru ist wohl das Land, das uns am meisten “Sorgen” gemacht hat. Viele Gruselgeschichten von Raub, Vergewaltigungen und Mord. Von Sätzen wie “Steig niemals in ein Taxi” bis “Geh niemals nachts auf die Straße”. Lustigerweise ist das erste was wir in Lima gemacht haben in ein Taxi einzusteigen um zu unserem Hostel zu kommen. Okay, das Taxi war vom Hostel gebucht worden, trotzdem hatte man doch etwas Bauchgrummeln. Das Grummeln hat sich natürlich nicht bestätigt. Nach einer vierzigminüten Fahrt sind wir nachts um halb drei sicher am Hostel angekommen.

Unser Hostel ist in Miraflores, dem touristischsten aber auch wohlhabendsten Stadtteil Limas. Alles lässt sich gut zu Fuß erkunden, aber um ehrlich zu sein gibt es nicht viel interessantes zu sehen. Wohnhäuser, Hotels und Restaurants für Touristen dominieren das Stadtbild. Bewegt man sich jedoch in Richtung Pazifik, entdeckt man grüne Parkanlagen, die auf den Klippen am Rande der Stadt sitzen. Der Schein trügt jedoch etwas, denn jedes bisschen Grün in Lima wird von Menschenhand am Leben erhalten. Regen gibt es das ganze Jahr über nicht, nur Flüsse und Kanäle aus den Bergen versorgen die Stadt mit Wasser. Eine Einheimische verriet uns, dass Sie im Alter von zwölf Jahren zum ersten mal echten Regen sah, während einer Reise nach Cusco.

Das soll aber nicht heissen, dass Lima eine durch und durch triste Stadt ist. Die Einwohner des Stadtteils Barranco kämpfen mit bunten Häusern und Graffitis an jeder Wand gegen das triste Grau des Nebels, der Lima acht Monate im Jahr verhüllt. Barranco ist das Herz der Kunst und Kneipenszene in Lima und Wohnort der Mittelschicht. Viele der historischen Gebäude stehen direkt an den Klippen und bieten eine atemberaubende Aussicht.

Huaca Pucllana ist eine von vielen Ruinen in Lima, aber die wohl am besten erhaltene und freigelegte. Leider ist meist kein Geld zum Schutz und Erhalt der Bauwerke vorhanden, weshalb Miraflores über zwei Drittel der Fläche der Anlage schluckte, bevor aktiver Denkmalschutz seit ~1940 das erhielt, was heute noch zu sehen ist. Antike Bauwerke in ärmeren Stadtteilen hatten oft leider nicht so viel Glück und sind fast verschwunden oder wurden nie Freigelegt. Ursprünglich vom Volke der Lima ab dem 200 Jh. n. Chr. erbaut, lebten und praktizierten auf der Pyramide die religiösen und politischen Führer des Volkes. Das gewöhnliche Volk lebte in Dörfern im Land um die heilige Stätte. Jahrhunderte später übernahmen die Wari die das Bauwerk für ihre eigenen Zwecke. Obwohl der Großteil bereits freigelegt ist, wird es bis zur vollständigen Freilegung der aus Schlammziegeln errichteten Pyramide wohl noch 30 Jahre dauern.

Mit mehr als 10 Millionen Einwohnern ist Lima die größte Stadt Perus und beheimatet fast ein drittel der Gesamtbevölkerung des Landes. Für nur einen Sol befördern einen “Vans” durch die engen, von Taxis verstopften, Straßen. Gemütlich ist das selten, dafür günstig und relativ schnell. Aber wohin wollen all die Leute? Nach Feierabend zieht es viele der Menschen auf den Plaza Mayor, das Zentrum eines jeden Stadtviertels. Es wird gesungen, gegessen und sich mit Freunden getroffen.

Im Plaza Mayor von Miraflores, dem Kennedy Park, sieht man jede Menge Katzen, die sehr handzahm sind und gerne von Touristen oder Einheimisches gestreichelt werden. Auf den ersten Blick fallen einem erst 1 – 2 Katzen auf. Sieht man aber genauer hin entdeckt man aber immer mehr. Später erfuhren wir, dass der Kennedy Park das Zuhause von ausgesetzten Katzen und deren Nachkommen ist. Jeden Abend werden diese von einem gemeinnützigen Verein gefüttert und gepflegt. Die Fütterung der Katzen ist zu einer kleinen Tradition von Miraflores geworden, sodass sich um diese Uhrzeit Einheimische sowie Touristen sammeln, um die Fütterung anzusehen. Erst da erkennt man wie viele Katzen wirklich im Park leben.

Woher kommt eigentlich “Lima”(und der Name des Beitrags) ? Die Stadt liegt südlich Rio Rimaq, was in Quechua “Sprechender Fluss” bedeutet. Und so wie der deutsche Tourist “Balneario” zum Ballerman machte, verballhornten die spanischen Conquistadores das Quechua Wort  “Rimaq” kurzerhand zu Lima.

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